- integrierter Naturschutz
Die moderne Forstwirtschaft vereint heutzutage zahlreiche Funktionen, um den gesellschaftlichen Ansprüchen und Zielen gerecht zu werden. Stand in der Nachkriegszeit in den 50er Jahren vor allem die Nutzfunktion zugunsten der deutschen Reparationszahlungen im Vordergrund, so wird der aktuelle Fokus, beispielsweise in urbanen Bereichen, auf die Erholung der Allgemeinheit sowie Ästhetik der Landschaft gelegt.
Dabei erfüllen ökologisch bewirtschaftete Wälder deutlich mehr und qualitativ besser die vielfältigen, vom Menschen zugeschriebenen Aufgaben als Stilllegungsflächen bzw. Flächen mit einer eingeschränkten Nutzung.
Neben der Gewinnung des Rohstoffes Holz gibt es viele weitere Gründe für die Nutzung von Wäldern. Die vor Ihnen stehenden Buchen mussten aus Sicherheitsgründen für Spaziergänger und die Sportplatzbesucher gefällt werden. Um eine komplette Rodung der Fläche zu verhindern und die Habitatqualität des Buchenbestandes weitestgehend zu erhalten, wurden nur die Kronen zum Schutz der gefährdeten Personen abgetragen. Somit konnten dank der Kooperation mit der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg wichtige Lebensräume erhalten sowie geschaffen werden, ohne die Multifunktionalität stark zu beeinflussen.
- Infrastruktur und Holznutzung
Im Jahr 2012 lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von frisch geerntetem Holz in Deutschland bei 0,8 Kubikmeter pro Jahr. Das entspricht etwa einer 23 Meter hohen und 29 Zentimeter dicken Eiche in Buckow. Diese Buckower Eiche ist circa 100 Jahre alt.
Holz stellt einen der elementarsten und nachhaltigsten Rohstoffe unserer Zeit dar. Er wird unter anderem zur Produktion von Türrahmen und Fenstern, als Energieträger für Kamine und moderne Pelletheizungen oder zur Herstellung von Musikinstrumenten sowie Kinderspielzeug verwendet. Bei einem solch hohen Holzbedarf ist eine moderne und nachhaltige Forstwirtschaft unumgänglich.
Vor allem deutsche Zertifizierungen belegen die korrekte, forstwirtschaftliche Handlung und Einhaltung wesentlicher Regelungen rund um die Bewirtschaftung der Wälder. Ein weitverbreitetes Beispiel dafür ist der generelle Verzicht auf Kahlschläge. Diese Regelungen gelten in anderen Ländern unter der gleichen Zertifizierung nicht, bzw. sind wesentlich lockerer. Daher ist eine regionale Holzernte, Holzverarbeitung und Holznutzung einer der Grundsteine zur nachhaltigen Gesellschaft.
Neben den Bestimmungen der Kahlschlagsverbote, der eingeschränkten Verwendung von Pestiziden und der zukünftigen Waldverjüngung spielt auch die Bodenbelastung eine wesentliche Rolle. Der Ausbau einer langlebigen Infrastruktur im Wald verbessert nicht nur flächig die Bodenqualität, sondern dient auch zur Waldbrandvorbeugung sowie zur Realisierung der Erholungsfunktion für Radfahrer und Co. Des Weiteren entstehen auf den Ausgleichsflächen neue, wertvolle Habitate, welche die kurzfristigen Einschränkungen kompensieren. Durch die fachliche Planung entstehen im Laufe der Zeit Heckenstrukturen sowie Alleeanlagen mit hoher ökologischer Bedeutung für Wald, Tier und Mensch.
- Nachhaltiger Waldumbau
Kein anderes Bundesland ist durch die reinen Kiefernwälder so geprägt wie Brandenburg. Rund 70 % der Waldflächen bestehen aus monotonen Kiefern und begünstigen unter anderem Waldbrände sowie die Massenvermehrung von Schädlingen.
Vor 8.000 Jahren war Deutschland komplett von Wald bedeckt. Eine Änderung der Vegetation trat nur punktuell durch den Einfluss des Menschen auf. Es dominierten die Baumarten Eiche und Linde. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft, des Bevölkerungsdruckes sowie der Folgen durch Kriege etc. wurden zahlreiche Flächen entwaldet und aufgrund des extremen Holzbedarfes zu reinen Wirtschaftswäldern umgewandelt. Viele der aktuellen Kiefernreinbestände in Brandenburg sind infolge der Reparationszahlungen an die Alliierten nach dem 2. Weltkrieg entstanden.
Die Aufgabe der heutigen Generation an Förstern und Waldbesitzern ist es, die Missstände durch damaliges, rein ökonomisches Denken zu stoppen und schnellstmöglich zu verbessern. Durch gezielte Holzernte- und Pflegemaßnahmen sollen die übernutzen Reinbestände in strukturierte Mischwälder mit klimaangepassten Baumarten umgewandelt werden. Kombiniert mit naturschutzfachlichen Aspekten wie der Belassung von abgestorbenen Bäumen als Lebensraum und der Ausweisung von Biotopbäumen entsteht eine ökologische Bewirtschaftung. Ebenso wichtig wie die Balance zwischen der Nutz- und Schutzfunktion ist die Akzeptanz der Bevölkerung. Die Waldumbaumaßnahmen sollen hinterfragt und diskutiert werden, allerdings auf einer sachlichen und fachlichen Ebene, nicht vorherrschend durch Emotionalität.
- Schädlinge und Extremwetterereignisse
Laut dem Bundesministerium für Umwelt (BMU) ist die Temperatur in den letzten 40 Jahren bereits um 1,6 °C gestiegen. In einer Pressemitteilung (Nr. 130/21) werden die aktuell spürbaren sowie die zukünftigen Folgen des Klimawandels beschrieben.
Seit etwa vier Jahren sind die unterschiedlichen Änderungen des Klimas deutlich im Wald zu spüren. Die extreme Trockenheit und die Hitze begünstigen die Schädlinge und schwächen die Bäume. Verschiedene pilzliche Erreger, eine Vielzahl von Insekten und Extremwetterereignisse wie Platzregen und Stürme verringern die Vitalität der Arten. Einige Baumarten, wie beispielsweise die Fichte, leiden stärker als andere unter den aktuellen Klimabedingungen. Im Falle der Fichte sorgt der Borkenkäfer für ein schnelles Absterben des Baumes. Durch Räumungshiebe (komplette Entnahme) der befallenen Bäume wird versucht, die Ausbreitung des Käfers einzudämmen.